Ein Unternehmen kann man auf verschiedene Arten bewerten. Man unterscheidet aber zwischen zwei grundsätzlichen Perspektiven. Entweder man orientiert sich an der Substanz, oder man verwendet den Ertrag des Unternehmens.
1. Substanzwert
Die Substanz eines Unternehmens setzt sich aus sämtlichen bereinigten Vermögenswerten und dessen stillen Reserven zusammen. Davon werden sowohl Fremdkapital, als auch latente Steuern, welche auf die stillen Reserven anfallen, abgezogen. Bei dieser sehr rudimentären Methode muss man festhalten, dass es sich in der Tat nur um eine Momentaufnahme handelt. Ergo: Ob eine Firma rentabel ist oder nicht, wird hierbei nicht beurteilt.
Bei der Substanzmethode handelt es sich um eine stichtagbezogene Momentaufnahme!
Die Methode fokussiert sich nur auf die Vermögenswerte eines Unternehmens, somit wird dem wichtigsten Erfolgsfaktor – der Rentabilität – keine Aufmerksamkeit geschenkt. Versetzt man sich in die Lage eines Käufers, merkt man schnell, dass bei einer Firmenübernahme die Unternehmenssubstanz wissenswert ist, aber in vielen Fällen nicht für eine gerechte Beurteilung ausreicht. Informationen die hierbei nicht beachtet werden sind: Rentabilität, Marktpositionierung, aktueller Geschäftsgang, Entwicklungspotenzial und das Marktgeschehen.
Trotzdem hat der Substanzwert seine Berechtigung. Gerade bei substanzhaltigen Unternehmen kann der Substanzwert einen ersten Referenzpunkt über den Firmenwert geben. Zudem ist die Substanzwertmethode ein Bestandteil der Praktikermethode, welche in der Schweizer KMU-Transaktionswelt weit verbreitet ist.
2. Ertragskraft
Hierbei wird als Ausgangspunkt immer eine Ertragsgrösse wie beispielsweise der Reingewinn, EBIT oder auch der Cashflow verwendet.
Einfach erklärt:
Das Unternehmen wird als Investition angesehen. Bei einer Investition wird bekanntlich auch immer auf die Rendite und die damit verbundenen Risiken geschaut. Man spricht dabei von der sogenannten Renditenerwartung. Nun nimmt man die zukünftigen Gewinne von diesem Unternehmen und rechnet anhand der Renditeerwartung den Unternehmenswert aus:
Ein Beispiel:
Ein Unternehmen macht einen Reingewinn von CHF 200‘000. Die Renditeerwartung liegt bei 10%. Der Unternehmenswert gemäss dieser Berechnungsmethode wäre dann CHF 2 Mio.
Im Gegensatz zur vorherigen Substanzbetrachtung spielen die Vermögenswerte eines Unternehmens bei der Ertragsbetrachtung eine untergeordnete Rolle. Vielmehr liegt das Interesse auf dem zu erwartenden Gewinn. In anderen Worten: Was für eine Rendite kann mit diesem Unternehmen generiert werden?
Fazit:
Die Substanzwertmethode ist sicherlich ein guter erster Ankerpunkt im Rahmen einer Unternehmensbewertung (Substanzwert als Referenzgröße).
Bei KMU-Nachfolgetransaktionen liegt der Fokus aber definitiv auf der Ertragskraft eines Unternehmens (Ertragskraft als Entscheidungsgröße).
Für die meisten Käufer, respektive Nachfolger, ist ein Vermögenswert erst dann lukrativ, wenn dieser Gewinn abwirft. In jedem Fall empfiehlt sich, dass man Unternehmen anhand verschiedener Methoden bewertet. Methoden, welche aber auch Sinn ergeben im Kontext eines KMU.
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